Na, dann nehme ich das Amt eben auch noch…

Gute Elternmitwirkung an Schulen und die ehrenamtliche Überlastung

Bei vielen geht es schon bei der Wahl der Elternvertretung in der Klasse los. Alle schauen auf den Boden und nur man selbst hat doch kurz gezuckt, einen höflichen Blick nach vorne zum verzweifelten Wahlvorstand geworfen. Und schon ist man in der Falle. “Na gut, dann übernehme ich das eben”. 

So seltsam wie der Autor dieser Zeilen sind die wenigsten Erziehungsberechtigten. Der hat nämlich richtig Lust auf Elternvertretung und Spaß dabei ein kleines Rad an der Schule zu sein, das durch konstruktive Mitarbeit zur Verbesserung des Schullebens beitragen kann. Aber auch die ins Amt überredeten Elternvertreterinnen und -vertreter erledigen ihr Amt meist tapfer, obwohl sie zu Hause oft nicht nur ihre Familie wissen, sondern sich auch häufig noch woanders engagieren, bei der freiwilligen Feuerwehr, beim Boßeln, bei der Seniorenbetreuung usw. Sie stehen als Mittler zwischen Eltern und Schule zur Verfügung, sammeln Elternstimmen, suchen Kontakte zu Klassen- und Fachlehrerinnen und -lehrern. Und sie gehen zu den Sitzungen des Schulelternrates.

Im Schulelternrat droht vielen dann das nächste Unheil. Eltern arbeiten nämlich qua Gesetz in den Gremien der Schule mit, den Fachkonferenzen, der Gesamtkonferenz, dem Schulvorstand. In den Fachkonferenzen geht es z.B. um die Auswahl der Fachbücher, die Übersetzung der Kerncurricula in den Schulalltag, die Anzahl der Klassenarbeiten oder die Gestaltung des Unterrichts. Die Gesamtkonferenz entscheidet über Schulprogramm oder Schulordnung und sammelt Stimmungen, die für Schulvorstandsentscheidungen wichtig sind, dort werden wichtige Projekte diskutiert. Der Schulvorstand ist das bedeutendste Gremium der eigenverantwortlichen Schule, er entscheidet über die Verwendung der Haushaltsmittel und die Entlastung der Schulleiterin oder des Schulleiters. Die Stundentafel oder Schulpartnerschaften sind Themen des Schulvorstandes. 

Bei der Wahl der Elternvertreter in diese Gremien sitzen also die Menschen zusammen, die schon die Vertretung der Klassenelternschaft nur aus Nettigkeit übernommen haben. Und jetzt werden all die Ämter zur Wahl gestellt und der Abend endet nur dann gut, wenn alles verteilt wird. Nicht selten finden sich dann Elternvertreterinnen oder -vertreter mit vielen zusätzlichen Jobs wieder, die es auszufüllen gilt. 

Finde den Fehler

Die Elternmitwirkung an Schulen läuft dann gut, wenn Eltern sich auch in die Aufgaben der Fachkonferenz, der Gesamtkonferenz oder des Schulvorstandes einarbeiten können. Eltern müssen keine Spezialisten sein, aber es wäre doch schön, sich ein bisschen intensiver mit den auszuwählenden Schulbüchern oder den umzusetzenden Kerncurricula beschäftigen zu können. Dann können Eltern nämlich auch hilfreich und kompetent erläutern, dass bestimmte Schulbücher weniger motivierend oder klug aufgebaut sind, als andere. Oder sie können Eindrücke und Anforderungen aus der Arbeitswelt schildern, um Schule ein bisschen realistischer unterrichten zu lassen.

Eine Ämterhäufung ließe sich verringern, wenn man die Ämter vorher in der Schulöffentlichkeit vorstellt und zur Bewerbung einlädt. Für Konferenzen und Schulvorstand können nämlich alle Erziehungsberechtigten einer Schule kandidieren, nicht nur die im Schulelternrat.

Gute Elternvertretung an Schulen kümmert sich auch stets um den Nachwuchs, informiert neue Eltern und lädt diese zur Mitwirkung ein. Eine Investition, die sich lohnt, weil sich dann die Arbeit auf viele Schultern verteilt. Gute Schulleitungen unterstützen das, weil sie die Bedeutung konstruktiver Mitwirkung von Eltern kennen und sie das Bindeglied über die starke Fluktuation der Elternvertretungen hinweg sind. 

Aufruf zur spaßvollen Mitwirkung

Das Schulgesetz gibt den Eltern verantwortungsvolle Posten. Wir sollten also viel mehr die Möglichkeit nutzen, an den Grundlagen der Schularbeit mitzuwirken, als uns hinterher zu beschweren, wenn irgend etwas nicht läuft. Die Mitarbeit macht Spaß und ist erfüllend. Erst recht dann, wenn man sich die Zeit nehmen kann, sich intensiver mit den Themen zu beschäftigen. Ich wünsche mir also, dass mehr Eltern sagen: “Das würde ich gerne machen!” 

Schlau machen

Und wer nun feststellt, dass er gerne mitmachen würde, sich aber nicht kompetent fühlt, dem sei geholfen. Es gibt Elterntrainer, die in Vorträgen oder richtigen Seminaren Eltern fit für die Elternmitwirkung an Schulen machen. Die kann man in die Schule einladen und sich mal anhören, wie Eltern einen Beitrag für gute Schulen leisten können (und auch ein Handwerkszeug an der Hand haben, wenn es mal nicht so gut läuft).

Kreiselternrat lädt ein: Abenteuer Vorlesen

Der Kreiselternrat Wittmund lädt alle Eltern zu einem Themenabend “Abenteuer Vorlesen” ein. Das Vorlesen bietet nicht nur viele Glücksmomente für Eltern und Kinder, es hat auch bedeutende Auswirkungen auf die kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten von Kindern.

“Eine Wunderpille, die zum Bildungserfolg führt, ist fantastischer Gegenstand vieler Bücher oder Filme”,  erzählt Jan Herrmann, Vorsitzender des Kreiselternrates Wittmund, “Dabei gibt es etwas sehr Reales, das fast genauso wirksam ist wie diese Pillen: das Vorlesen.” Und so soll diese Veranstaltung, die in Kooperation mit der vhs Friesland-Wittmund stattfindet, mit vielen Tipps und Tricks alle Eltern mit kleinen Kindern ansprechen. 

Flyer zur Veranstaltung (PDF Download)

Eltern erfahren, wie sie mit einfachen Mitteln, die Aufmerksamkeitsspanne und die Sprachentwicklung ihrer Kinder fördern. Es geht darum, welche Bücher geeignet sind und wo man gute Bücher günstig bekommen kann.

  • Ist es nötig kunstvoll mit verschiedenen Stimmen zu lesen?
  • Und was mache ich, wenn ich selbst gar nicht gut lesen kann?

Der Kreiselternrat sucht den Austausch und lädt auch vorleseerfahrene Eltern (und Großeltern) ein, ihre Erfahrungen einzubringen. 

Diese kostenfreie Veranstaltung beleuchtet am Vortag des bundesweiten Vorlesetages ein wichtiges Thema, bodenständig, von Eltern für Eltern. Interessierte Menschen sind eingeladen am Donnerstag, den 16. November von 17:30 – 19:45 Uhr in die Volkshochschule, Standort Wittmund zu kommen. Eine vorherige Anmeldung (per Tel.: 04462 86 3300 oder per Website) erleichtert die Planung (Kursnummer 2322542).

Das Aufmacherbild stammt von Karolina Grabowski / Pexels.com.

Schulgesundheitsfachkräfte sind sinnvoll, machbar und finanzierbar

Wie Schulgesundheitsfachkräfte an Grundschulen Inklusion leben, Bildungschancen erhöhen und Entlastung schaffen. Gemeinsame Forderung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Egal ob ein aufgeschürftes Knie nach der großen Pause, Übelkeit während des Unterrichts oder gesundheitliche Aufklärungsmaßnahmen: Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften entlastet das System Eltern und Schule. Die medizinisch ausgebildeten Fachkräfte können vielfältig eingesetzt werden und spielen außerdem eine entscheidende Rolle in der Lebenswelt von Kindern mit chronischen Erkrankungen.

Wie Schulgesundheitsfachkräfte die Inklusion von Kindern mit einer Diabetes Typ 1-Erkrankung möglich machen, Lehrende im Schulbetrieb entlasten und Sicherheit für Eltern bieten, diskutierten Expertinnen und Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) heute auf einer Pressekonferenz. Sie sprachen sich dafür aus, dass Prävention und Gesundheitsförderung an Bildungseinrichtungen gesundheitspolitisch vorangetrieben werden müssten, damit chronisch Kranke und deren Angehörige eine angemessene Unterstützung sowie bessere Bildungschancen erhalten.

Doch auch wenn erste Pilotprojekte in Hessen und Brandenburg Erfolge erzielten, fehle auf Bundesebene bei den politischen Entscheidern noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille zur Durchsetzung. Gemeinsam formulierten die Referentinnen und Referenten den dringenden Appell, den Mehrwert durch die Unterstützung von Fachkräften anzuerkennen und deswegen bundesweit einheitliche Regelungen zu treffen.

Inklusion und Integration von Kindern mit der Diagnose Diabetes Typ 1

Sie müssen besonders auf ihre Ernährung achten, sich regelmäßig den Blutzucker messen und auch Insulin spritzen: Durchschnittlich eines von 500 Kindern in Deutschland erhält die Diagnose Diabetes Typ 1. Für die jungen Betroffenen und auch ihre Eltern ändert sich danach das Leben grundlegend. „Wenn Kinder an einem Diabetes erkranken, müssen sie ihr Essen, die körperliche Bewegung und die Insulindosierung aufeinander abstimmen. Zumindest im Grundschulalter sind Kinder damit häufig überfordert“, weiß Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. „Allein die Interpretation ihrer Blutzuckerwerte stellt Kinder vor große Herausforderungen: Kann ich problemlos zu Mittag essen, wenn mein Blutzucker zuvor bei 167 liegt? Welche Insulindosierung passt zu diesem Blutzuckerwert?“ Fragen wie diese können meist auch Lehrerinnen und Lehrer nicht beantworten, denn die Gesundheitsversorgung gehört weder zu ihren Aufgaben, noch sind sie dafür ausgebildet. Das hat oft schwerwiegende Folgen: „Es gibt hierzulande noch keine ausreichenden und flächendeckenden Maßnahmen zur Inklusion und Integration von Kindern mit der Diagnose Diabetes Typ 1 in Bildungseinrichtungen. Das führt dazu, dass die jungen Patientinnen und Patienten immer wieder vom Regelschulbesuch ausgeschlossen werden“, erklärt Neu.

Eine Lösung für Überforderung der Eltern

Oft schränken dann die Eltern, meist die Mütter, ihre Berufstätigkeit ein (15 Prozent Arbeitsstopp, 21 Prozent Zeitarbeit), um ihren Kindern zu helfen. 46 Prozent der betroffenen Familien berichten über relevante finanzielle Einbußen. Die zusätzlichen täglichen Aufgaben können zu alltäglichen, emotionalen und körperlichen Belastungen und Überforderung der Eltern führen. Eine Lösung für dieses Dilemma gibt es: Schulgesundheitsfachkräfte. „Um die Diskriminierung von chronisch Erkrankten zu beenden und Kindern mit Diabetes Typ 1 eine reguläre Beschulung zu ermöglichen, setzen wir uns für diese medizinisch ausgebildeten Fachkräfte an allen Grundschulen ein. Denn sie können Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen adäquat versorgen und Eltern sinnvoll unterstützen“, sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Vielfaltige Einsatzmöglichkeiten in der Schule

Dieser Forderung schließt sich Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), an. Er ist davon überzeugt, dass neben Schülerinnen und Schülern mit chronischen Krankheiten auch Lehrkräfte von den Schulgesundheitsfachkräften profitieren: „Aktuell benötigt fast ein Viertel der Kinder eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung.“ Das hat eine begleitende Studie zum Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte“ der AWO Potsdam ergeben. „Wir sprechen also nicht von Einzelfällen, die Förderbedarf in einem oder mehreren Förderschwerpunkten haben oder Assistenz bei der Medikamentengabe benötigen.“ Der VBE sehe deswegen die Verantwortung, Kindern mit chronischer Erkrankung den Schulbesuch zu ermöglichen, nicht bei den Lehrkräften. „Die Politik ist in der Pflicht, die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen und ein professionelles Schulgesundheitsmanagement mit dafür ausgebildeten Schulgesundheitsfachkräften zu etablieren und zu finanzieren“, so Beckmann. Dies trage nicht nur der stetig steigenden Anzahl an chronisch erkrankten Kindern Rechnung, sondern fördere das Gesundheitsbewusstsein von Kindern allgemein.

Wichtiger Zusatznutzen: Gesundheitsprävention

Denn das medizinisch geschulte Personal ist auch allgemein ansprechbar in Gesundheitsfragen. Stehen keine Notfälle an, konzipieren die Schulgesundheitsfachkräfte Projekte, die die Gesundheit fördern, wie zur Ernährung, Bewegung oder der Mundhygiene oder auch Präventionsprojekte zum Suchtmittel- oder Medienkonsum. „Angebote wie diese haben in dem Brandenburger Modellprojekt große Wirkungen auf Schülerinnen und Schüler entfaltet – bis hin in die Elternhäuser. So gaben beispielsweise gut 70 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler an, sich häufiger die Zähne zu putzen, seit die Schulgesundheitsfachkraft an der Schule tätig ist. Über die Hälfte stellte fest, sie würden sich seither mehr bewegen“, sagt Beckmann. 

Schulgesundheitsfachkräfte sind sinnvoll, mach- und finanzierbar

Eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen hat eingesetzte Schulgesundheitsfachkräfte evaluiert – mit einem eindeutigen Ergebnis: das Implementieren von Schulgesundheitsfachkräften ist sinnvoll, mach- und finanzierbar. Es fördert überdies die Inklusion von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Zusätzlich entlasten sie das Schulsystem und tragen zur finanziellen Sicherheit von Familien bei. Die Experten sind sich einig: „Auch volkswirtschaftlich sind Schulgesundheitsfachkräfte eine lohnende Investition.“

Die Presseunterlagen zur Pressekonferenz finden Sie unter:  https://www.ddg.info/pressekonferenzen/inklusion-statt-ausgrenzung-warum-wir-kinder-mit-chronischen-krankheiten-wie-diabetes-an-deutschen-grundschulen-nicht-allein-lassen-duerfen

Quellen:

  • Informationen zum Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte der AWO: Mehr Gesundheit im Schulalltag | Schulgesundheitsfachkräfte (schulgesundheitsfachkraft.de)
  • C. Maulbecker-Armstrong et Al.: Schulgesundheitsfachkräfte in Deutschland – Vom Modell zum Regelangebot in zwei Bundesländern, Gesundheitswesen 2022: 84: 280–284
  • A. D-Hindenberg et Al.: Long-term Occupational Consequences for Families of Children with Type 1 Diabetes: The mothers take the burden, Diabetes Care 2021:44:2656-2663
  • H. Sassmann: Wer ist gestresst, wann, warum und wie sehr? Elterliche Belastungen und Bedürfnisse in der Betreuung von Kindern mit Typ 1 Diabetes, Poster DDG 0522

Bilderbuch für Kinder im Grundschulalter zum Thema Trauer und Tod

Viertklässler der Grundschule Neuschoo

Dieses Buch ist eine kreative Anleitung zum Trauern und Trösten. Es bietet jede Menge Platz für eigene Gedanken und Bilder, denn jeder trauert anders. Und Kinder brauchen Erwachsene, um Trauer auszudrücken und getröstet zu werden. Sie möchten auch andere, vor allem Erwachsene, trösten. 

Es sind die Ideen von Kindern aus der Grundschule für Kinder im ähnlichen Alter. All diese Ideen entsprechen dem Hospiz-Gedanken, wie Trauer aufgearbeitet und anderen Trost gespendet werden kann. Das gemeinsame Lesen und Gestalten des Buches nimmt Trauer nicht den Schmerz, hilft aber, den Verlust zu verarbeiten und kostbare Erinnerungen zu bewahren.

Ina Frerichs hat für den Anzeiger für Harlingerland einen Bericht zu diesem Buchprojekt geschrieben.

Das 40 Seiten starke Tröstbuch können Sie beim Präventionsrat im Harlingerland e.V. für € 4,95
bestellen. Nach Informationen des Anzeigers können Grundschulen das Buch kostenlos bekommen. Bestellungen richten Sie bitte an:

Information des Präventionsrates im Harlingerland e.V.. Das Beitragsbild zeigt die vierte Klasse der Grundschule Neuschoo, die das Buch gestaltet hat.

COVID-19: Wo bekommen unsere Kinder etwas auf die Ohren?

Nun bleiben die Kinder zu Hause und die Schulen hatten nicht recht Zeit, um die unterrichtsfreie Zeit vorzubereiten. Hier gibt’s nun ergänzend zu den Anregungen des Grundschulverbandes einige Links für die akustische Beschäftigung zu Hause. Ergänzen Sie gerne im Kommentarfeld unter diesem Beitrag.

Radio

Es gibt tolle Kinderradios, die täglich neu senden oder über Podcasts Hörspiele, tolle Features und archivierte Sendungen anbieten. Die Sendungen lassen sich über DAB, WLAN-Radio oder Podcast-Streaming hören:

COVID-19: Tipps für Grundschuleltern

Grundschuleltern haben Fragen zum Lernen zu Hause.  Anregungen des Grundschulverbands 

In vielen Fällen haben die Schulen, haben die Lehrerinnen und Lehrer den Eltern Anregungen und Hinweise gegeben und auf Schulbücher, Arbeitshefte, bestehende Arbeitspläne und anderes verwiesen. Davon abgesehen ist die Schulschließung auch eine Chance, dass Kinder einmal etwas mehr selbstbestimmt tun können, was ihnen wichtig ist, und nicht immer nur nach Erwachsenen- Wünschen lernen müssen. Also: Eltern können anregen, vorschlagen, mitmachen, aber sie sollen vor allem die Kinder fragen, was SIE interessiert, was sie wissen und tun wollen, und dann zu gemeinsamen Absprachen kommen. 

Was kann Eltern darüber hinaus für das Lernen ihres Kindes zu Hause empfohlen werden? 

Ideal wäre, wenn sich das heimische Lernen auf das konzentrieren könnte, was in der Regel meist zu kurz kommt.
Ganz vorne an steht das Lesen: Abhängig von der Lesestufe, in der sich ein Kind befindet, kann das Aktivitäten vom Vorlesen bis zum eigenständigen Lesen, über Partnerlesen und gegenseitiges Vorlesen umfassen. Vor allem sollte ein Lesestoff gewählt werden, der die Interessen des Kindes trifft (Bilderbuch, Sachbuch, Abenteuergeschichten usw.). Und: Es ist sinnvoll, sich mit dem Kind über das Gelesene auszutauschen, über mögliche Fortführungen oder alternative Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren.

KONKRET: Zur Beschaffung von Lesestoff empfehle ich am liebsten die Gemeindebücherei (z.B. Stadtbücherei Wittmund, Mediothek Friedeburg, Stadtbücherei Esens). Die haben aber im Zuge der Ansteckungsvermeidung geschlossen. Kennen Sie schon die Onleihe? Hier bekommen Sie Kinderbücher und Kinderzeitschriften für Ihr Tablet, Smartphone oder Ihren ebook-Reader. Falls Sie noch nicht dabei sind, erreichen Sie Ihre Bibliothek vielleicht telefonisch, um sich für die Onleihe freischalten zu lassen.

Günstige Bücher bekommen Sie z.B. bei booklooker oder medimops, manchmal auch bei Ebay oder Ebay Kleinanzeigen.

Aufgaben und Spiele zum Kopfrechnen: Plus und Minus im Zahlenraum bis 20, 100, 1000, sowie kleines Einmaleins und das konzentriert 10 bis 15 Minuten pro Tag. Hierbei könnten und sollten auch die Kinder den Geschwistern oder Erwachsenen Aufgaben stellen.

Gesellschaftsspiele: Geübt werden Regelverhalten, soziale Fähigkeiten, Problemlöseverhalten, Strategieentwicklung, Ausdauer und Konzentration. Auch selbst ausgedachte Rollenspiele, sich verkleiden, Theater spielen macht nicht nur Spaß, sondern fördert soziale und sprachliche Fähigkeiten. 

Knobelaufgaben aus unterschiedlichen Sachbereichen stärken das logische Denken, regen zu gemeinsamen Gesprächen über Lösungswege an und machen meist der ganzen Familie Spaß.

Bauen und Konstruieren (z. B. auch nach Bauanleitungen) mit Lego, Holzbausteinen und anderen Materialien, die zu Hause vorhanden sind, schulen technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Handgeschicklichkeit, Feinmotorik, Wahrnehmung, Ausdauer, Geduld u.v.m. Zu gelungenen Bauwerken schreiben viele Kinder auch gerne die Bauanleitungen für andere auf. 

Kreative Aufgaben und Künstlerisches wie Malen, Falten, Kneten u.a., wiederum abhängig vom Alter des Kindes, regen die Beobachtungsfähigkeit durch das Analysieren von Vorlagen (also die Wahrnehmung) an, stärken das Selbstbewusstsein durch konkrete Ergebnisse und verführen zum ausdauernden Verweilen, da es nicht um starre Übungsaufgaben geht. Der Fokus liegt dabei auf Erfahrungen in Bereichen, die der Grundschulverband mit „allseitiger Bildung“ umschreibt. Ein Lied einstudieren, ein Gedicht lernen, eine szenische Darstellung einüben für und mit den Eltern vermittelt emotionale Erlebnisse. In manchen Elternhäusern bieten sich dabei sicher neue Erfahrungen im Miteinander. 

Allerhand erstaunliches zu entdecken beim Natur-Ausflug.

Ausflüge in die Natur ermöglichen sportliche Aktivitäten, aber auch die Beobachtung von Tieren und Pflanzen (s. u.). Was man nicht kennt, worüber man mehr wissen will, kann man fotografieren und zu Hause in Lexika, in Sachbüchern oder im Internet recherchieren. Interessant ist auch das Angebot “Naturdetektive” des Bundesamts für Naturschutz.

Insgesamt kann man sagen: Es geht nicht um ein Lernen um des Lernens willen, sondern um sinnvolle Aktivitäten für die Kinder, bei denen sie immer auch etwas lernen können. Auch das Schreiben von Briefen und Einkaufszetteln, die dann tatsächlich gebraucht werden, sind schon für Erstklässler sinnvolle Herausforderungen. Wörter, die noch nicht so gut lesbar sind, können von den Eltern dann auch in der “Erwachsenenschrift”, also in korrekter Form dazu geschrieben werden, um anderen das Lesen zu erleichtern. 

Grundsätzlich muss bedacht sein, dass Eltern zu Hause nicht den Schulunterricht ersetzen und simulieren sollten. Sie haben andere Beziehungen als Lehrkräfte zu den Kindern und sollten authentisch in ihrer Rolle bleiben. Ihre Rolle können sie aber bewusst nutzen, um durch das gemeinsame Tun mit ihrem Kind über den gewählten Lerninhalt hinaus emotionale und soziale Erfahrungen zu stärken. 

Grundschulverband

Welchen Ablauf braucht das häusliche Lernen? Muss es dem Schulrhythmus angepasst werden?

Für Kinder ist ein Rhythmus im Tagesablauf wichtig – auch zu Hause – und selbst an den Wochenenden haben die meisten Familien einen vereinbarten Zeitrhythmus, also bestimmte Zeiten des Aufstehens, für die Mahlzeiten, für eine Beschäftigung, auch für Freizeit oder selbstbestimmte Zeit. Diese Strukturen gelten für die Familie. Der schulische Rhythmus, geprägt durch Unterrichtszeiten, Pausen, Übungs- und Bewegungszeiten zusammen mit anderen Kindern, gehört in die Schule und passt zu den schulischen Abläufen. Eine Übertragung in den Familienalltag ist keinesfalls sinnvoll. 

Beschäftigungs- und Lernsituationen unter Aufsicht der Eltern sind intensiver. Sie treffen einmal das familiäre Beziehungsgefüge und beruhen in der Regel auf einer Eins-zu-Eins Betreuung. Besonders zu Hause gilt (und hier besonders in der vorliegenden Ausnahmesituation), dem Kind Raum und Zeit zu lassen, seine Selbständigkeit zu stützen und die Belastbarkeit aller in dieser besonderen Lage zu beachten. Davon leiten sich die Beschäftigungen und die Arbeitszeiten ab. Dafür lässt sich keine grundsätzliche Empfehlung geben, denn die Spanne der Arbeitsdauer ist keine Altersfrage, sondern eine Frage der individuellen Entwicklung und zuweilen auch der Stimmungslage des Kindes. Es soll schon das Bewusstsein dafür bewahren, dass es jetzt nicht Ferien hat, sondern nur nicht in die Schule gehen darf und deswegen eben daheim etwas „arbeiten“ muss. 

Eine Kollision mit Wünschen der Kinder in der schulfreien Phase, mehr Zeit und Gelegenheit für digitale Medien zu bekommen, ist wahrscheinlich vorprogrammiert. Regeln, die an Wochenenden gelten, sollten überprüft werden und wenn wir von Rhythmus sprechen, müssen darin auch Absprachen über Zeiten an digitalen Geräten vereinbart werden. Vielleicht ermöglicht die Sondersituation den Eltern, mit ihrem Kind die eine oder andere Medienzeit gemeinsam zu verbringen. Es gibt im Fernsehen und im Internet z. B. interessante Filme für Kinder über Natur, Geografie und das Leben in anderen Ländern und Gesellschaften, die die Weltsicht der Kinder erweitern können, wenn die Eltern mit ihnen zusammen schauen und mit ihren Kindern über das Gesehene auch sprechen. 

Die erzwungene Verlangsamung des Alltagslebens bietet an der Stelle eventuell auch Chancen. Und, so lange Kind und/oder Familie nicht unter Quarantäne stehen, können die Erfahrungsräume ein Stück in die Natur ausgeweitet werden, Spaziergänge im Wald, Radfahren, Tiere beobachten … Dabei sammelt das Kind die authentischen Erfahrungen, die besonders in städtischen Räumen kaum noch oder immer eingeschränkter von den Kindern gemacht werden können. 

Empfehlungen für Aktivitäten hat der Grundschulverband in einem PDF Dokument zusammengestellt.

Dies sind Informationen des Grundschulverbandes, mit regionalen Ergänzungen durch Jan Herrmann.